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Balance - einige einfache Wahrheiten

Autorenbild: Célia & HendrikCélia & Hendrik


Hier ist das Problem: Der ganze Körper besteht aus rundlichen Strukturen, die übereinander balancieren. Es gibt keine geraden Linien oder eckige Bauklötzer, die übereinander gestapelt sind.


  • Das Fußgelenk sieht aus wie eine rundliche Bergkuppe, auf der das Schienbein balanciert

  • Das Knie ist der Treffpunkt von Schienbein und der runden Enden des Oberschenkelknochens, die an zwei Räder erinnern.

  • Das Ende der Beine, die Hüftgelenke, sind zwei Kugeln, auf denen der ganze Oberkörper ruht

  • Der Brustkorb balanciert über dem Becken

  • Der Kopf balanciert oben drauf, mit zwei Kondylen, die an die Kufen eines Schaukelstuhls erinnern und genau in zwei rundlichen Schalen am Ende der Halswirbelsäule passen


Ohne Hilfsmittel würde das alles auseinander fallen.

Also hat die Natur Bänder, Sehnen und Bindegewebe zur Unterstützung entwickelt

Und Muskeln, die das stabil in Position halten und gleichzeitig beweglich, alles an die Erfordernisse des Moments anpassen können. Auch in Bewegung balanciert weiter Rundes über Rundem, wenn ich gehe, wenn ich stehe, wenn ich die Hand hebe.


Das Problem besteht oft darin, dass bestimmte Muskeln dauerhaft halten.

Schon unsere Sprache ist da missverständlich, wenn wir von Haltemuskulatur sprechen.

Es geht eher um kleine Kurskorrekturen, Anpassungen - wie ein Helikopter, der vom Autopiloten über einer Stelle gehalten wird. Das sind kurze, gut getimte, und angepasste Signale  - wie Stromstöße - kurz aktiviert, dann wieder deaktiviert. Manche Muskeln sind eher Dauerläufer, andere Gewichtheber, aber alle freuen sich über den Wechsel von anspannen und entspannen - lösen und längen, statt dauerhaft kontrahiert und verkürzt. Nie ganz, es bleibt immer ein bisschen Tonus.


Die Muskulatur ist wie ein Orchester aus über 650 Solisten.

Ich muss die nicht selbst dirigieren.

Dafür habe ich meinen Autopilot - also mein Gehirnteam im Maschinenraum des Unbewussten, wo der bewusste Chef gar nicht reingelassen wird.

Mikromanagement einzelner Muskeln ist oft Teil des Problems nicht der Lösung.


Alles Leben auf der Erde ist nicht denkbar ohne die Kraft, die immer wirkt.

Balance das ist permanente Ausrichtung des Körpers zur Schwerkraft, mit möglichst wenig Energieaufwand.

Balance ist ein Hintergrundprozess, für den wir zahlreiche Autmatismen entwickelt haben, die Energie sparen und mit der wir sogar Schwerkraft in Leichtigkeit umwandeln.


Der alltägliche Balanceakt ist unser fortwährender wortloser Dialog mit unserem Planeten und den kosmischen Kräften.

Und ich habe in jedem Moment die Wahl, ob ich im Einklang mit diesen Kräften leben will oder gegen sie ankämpfe.


Ich muss die ganze Komplexität gar nicht so genau verstehen.

An der Oberfläche kann ich oft die Essenz erkennen und beeinflussen.


F.M. Alexander hat eine Art Kompass zur Orientierung entwickelt, eine Kurzanleitung, die das ganze System, richtig eicht. Das ist das durchlässige Verhältnis von Kopf, Hals und Rumpf - wenn ich weiß wie das funktioniert, habe ich eine wichtige Stellschraube für das Funktionieren der Glieder, und eigentlich des ganzen Organismus. (Eine primäre Steuerung für meinen Selbstgebrauch in all meinen Handlungen, wie Alexander meinte.)


Bei Menschen und anderen Wirbeltieren gibt es einige Spielregeln für dieses Verhältnis. Vielleicht die wichtigste: Egal was passiert, nicht dauerhaft den Kopf in den Oberkörper drücken, etwa in dem ich den Kopf in den Nacken ziehen, Kinn anpressen, Kopf dauerhaft schräg halten, vorn runter drücken - also nicht den Kopf verlieren.

Weil der Kopf schwer ist, organisiert sich der Rest des Körpers immer so, dass der Kopf bestmöglich (also mit einem Mindestmaß an Muskelspannung) unterstützt ist. Erste Regel deshalb.


Das äußert sich in dem Prinzip: der Kopf führt, der Körper folgt. Am Kopf sind Augen, Nase, Mund, Ohren - Sehen, Riechen, Hören, Schmecken. Sinnesdrücke leiten die Aufmerksamkeit und Neugier und nachfolgend unsere Wünsche, Absichten, Ziele, die wiederum den Kopf leiten und den Körper folgen lassen. Wenn der Kopf nach vorn geht, geht das Becken nach hinten, so dass ich auf den Füßen balanciert bleibe - wenn ich mich in einen Stuhl setze, eine Karotte schneide oder meine Zehen anschaue. Dafür müssen die Knie durchlässig bleiben statt zu halten.


Oft besteht das Problem darin, dass nicht alle der Körperteile richtig folgen, weil Muskeln halten. Gelenke bewegen sich nicht ganz geschmeidig, etwas die Knie oder die Hüfte. Mehr Anstrengung ist notwendig oder noch schlimmer: Strukturen werden überlastet und nehmen Schaden. Wir entwickeln ein Symptom, ein Beschwerdebild, das aus dieser Fehlbelastung resultiert. Bei den allermeisten Beschwerden, die mit Muskeln zu tun haben, sind Fehlbelastungen eine Quelle von Beschwerden oder ein verschlimmernder Faktor. Wenn ich die Fehlbelastungen abstelle oder verringere, gibt das dem Körper Gelegenheit zur Erholung.


(Einige schnelle Notizen in Vorbereitung für einen unserer Online-Kurse)


Schreib gern deine Fragen und Bemerkungen in die Kommentare.



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