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Das Paradies, mein Zuhause


Welches Ideal Alexanders Arbeit anstrebt

Wie es wirkt

Welche Rolle spielt dabei Primary Control of my use in all my activities (Primärsteuerung meines Gebrauchs)



Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies in der Sixtinischen Kapelle (Michelangelo, um 1512)


Michelangelos Bild zeigt links und rechts die gleichen Personen - Adam und Eva - aber in den zwei unterschiedlichen Zuständen. Links sind sie im noch Zustand der Gnade und Anmut. Kleine Details der Darstellung deuten den nahenden Sündenfall bereits an. Rechts zeigt Michelangelo sie nach der Vertreibung aus dem Paradies.


Man könnte sagen, rechts haben Adam und Eva eine schlechte Haltung. Aber das wäre nicht wirklich der Punkt. Es sind die gleichen Körper, aber Adam und Eva wirken wie andere Menschen, um Jahre älter, ohne Anmut, ohne Esprit. Die Vertreibung aus dem Paradies verändert die Körper und wirkt Persönlichkeitsverändernd, jeder Aspekt des Selbst scheint betroffen.


Michelangelos Darstellung ist wie ein Sinnbild für F.M. Alexanders Beschreibung eines grundlegenden Faktors für unser gutes Funktionieren. Er nannte das "Primary Control of my use in all my activities" oft als Primärsteuerung meines Gebrauchs in allem, was ich mache übersetzt. Primär im Sinne von als Erstes. Gebrauch = was ich mit mir selbst mache. Egal was ich tue, als Erstes sollte ich sicherstellen, dass mein Körper richtig funktioniert, dass ich so "funktioniere" wie von Natur aus vorgesehen.


Wie gut diese "Primary Control of my use" arbeitet, ist für Alexander der Faktor, der maßgeblich entscheidet, ob ich in einen Teufelskreis gerate mit allen möglichen Beschwerden und Minderleistungen in meinen Aktionen oder in eine Aufwärtsspirale Richtung "paradiesischen" Wohlbefindens und bestmöglichen Resultaten in meinem Tun.


Das hat eine konkrete körperliche Basis. Der Körper braucht seine natürliche Größe um gut zu Funktionieren, seine volle Statur, also die individuelle Länge, Weite, Volumen. Unnötige Muskelspannung hingegen macht uns kleiner, enger und steifer. Auf individuell verschiedene Weise zieht sich der Körper Richtung Zentrum zusammen - so wie das bei Adam und Eva zu sehen ist.


“Eine einfache und ganz erstaunliche Wahrheit.”

Frederick Keeble




Primärsteuerung heißt nicht Haltung. "Gute Haltung" ist für fast alle Menschen mit Halten verbunden, also sich Hochhalten mit Muskelkraft, was kleiner und enger macht. Wenn ich den Brustkorb hochziehe, um von vorn groß zu wirken, mache ich automatisch den Rücken hinten enger und die Rippen sind weniger beweglich, die Atmung eingeschränkt.


Die Abwesenheit von zu viel Muskelspannung ist ein wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden Primärsteuerung.


Wir streben Haltung ohne Halten an. Wir müssen dafür nichts zusätzlich tun. Mühelose Aufrichtung ist Teil des Menschseins, seit wir damit vor langer Zeit in der Savanne anfingen, ebenso wie das Paradies. Es ist mein eigentliches "Zuhause". Wir müssen "nur" weglassen um wieder mehr von diesem paradiesischen Zuständen zu haben.


“Es ist keine Position es ist ein Zustand.”


Hier einige rein körperliche Elemente einer funktionierenden Primärsteuerung:


  • Muskulatur im ganzen Körper längt sich und erhält einen elastischeren, gesünderen Tonus, weder zu straff noch zu schlaff

  • Unangenehme Spannung in Problemzonen wie etwa unterer Rücken oder Nacken weicht

  • Gelenke ebenso wie Bänder und Sehnen werden ausgewogen, schonender, (“verschleißfrei”) genutzt

  • Der Schultergürtel weitet sich, die Arme fühlen sich leichter zugleich kräftiger an - mehr wie “Flügel”, die sie evolutionsbioglisch auch sind

  • Der Beckengürtel löst. Schwere Beine fühlen sich leichter und kraftvoller an

  • Reflexe und “unermüdliche” Haltemuskeln orientieren uns ökonomischer zur Schwerkraft, Aufrichtung im Sitzen und Stehen sowie Bewegung wird leichter

  • Rippen bewegen sich freier, Brustkorb weitet sich, eine Grundvoraussetzung für bessere Atmung


Wenn das in Gang gesetzt wird, fühlt es sich nicht nur paradiesisch an. Es ist als ob die Quelle der Lebenskraft stärker zu sprudeln beginnt. Primary Control wirkt direkt und indirekt positiv auf alle Körpersysteme, beispielsweise die verschiedenen Kreisläufe, das Funktionieren der inneren und äußeren Organe, aber auch alle geistigen und seelischen Aspekte unseres Selbst - vergleichbar so wie Michelangelos Bild es zeigt.


Ein extrem erfüllender Aspekt des Alexanderlehrer-Daseins besteht darin, immer wieder die Schönheit bezeugen zu dürfen, die sich durch die Arbeit enthüllt -als ob die Menschen einem Jungbrunnen entsteigen würden.



Wenn sich der Körper mehr in Richtung seiner natürlichen Größe ausdehnt, dann bewegen sich Körperteile auseinander. Der Schultergürtel weitet sich, die Rückseite längt sich, die Vorderseite des Oberkörpers längt sich, der Brustkorb, die Füße, die Hände weiten sich, Es ist eine innerliche Bewegung wie eine Welle durch den ganzen Körper, eine innerliche Welle zwischen Kopf und Fuß und bis in die Fingerspitzen. Alexander nannte das my true primary movement, meine primäre Bewegung. Alexander-Lehrer sind besonders geschult durch Berührung dort hinzuführen. Im Video oben ist schön der Moment zu erkennen, in dem das geschieht. Oft fangen Menschen an zu lächeln. Wie eine kleine Erinnerung an das verlorene Paradies.



Musiker spüren unmittelbar im Körper und in der Musik, die Auswirkungen einer funktionierenden Primärsteuerung. Die Harfenistin und Sängern erzählt davon im Video. (Deutsche Untertitel lassen sich unten bei "Einstellungen" einblenden)





In folgenden Video berichten Menschen über die ganz unterschiedlichen Effekte einer funktionierenden Primary Control.



www.movebodymind.de/andere-ueber-uns - unter diesem Link gibt es auf unserer Website weitere Erlebnisberichte.



Alexander stellte fest, dass wir die "Primary control" und all ihre wunderbaren Segnungen sehr schnell unbewusst verlieren oder einschränken, sobald wir in Aktion treten. Es ist wie das Gleichnis von der Vertreibung aus dem Paradies. Sobald wir versuchen zu erlangen, was wir wollen, tendieren wir dazu uns dabei zu verlieren.


Die große Kunst besteht dann darin, sich so viel und so oft wie möglich dem Zustand der "Anmut und Gnade" anzunähern. Das ist die Arbeit F.M. Alexanders.



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